Prokinetika

Prokinetika helfen bei Magen-Darm-Beschwerden

Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Entleerungsstörungen des Magens, Völlegefühl oder Reflux – Magen-Darm-Probleme sind sehr häufig. Prokinetika lindern die Beschwerden und beugen Folgeerkrankungen wie eine Entzündung der Speiseröhre vor.

Prokinetika fördern die Darmbewegung

Prokinetika sind eine Medikamentenklasse, die bei unterschiedlichen Magen-Darm-Problemen helfen. Ihre Wirkung beruht auf einer Förderung der Motorik im Bereich des Verdauungstrakts. Einige unterdrücken zusätzlich Übelkeit und Brechreiz. In diesen Fällen sprechen Mediziner von sogenannten Antiemetika.

Prokinetika – der Name ist Programm

Das Wort “Prokinetik” leitet sich aus dem Griechischen ab. Hier entspricht “pro” dem Wort “für”, während “kinesis” für Bewegung steht. Prokinetika sind also Medikamente, die eine Bewegung unterstützen, in diesem Fall die Bewegung der Muskulatur im Bereich des Magen-Darm-Trakts.

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Anwendungsgebiete von Prokinetika

Prokinetika verordnet der Arzt zur Behandlung von Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich und bei Entleerungsstörungen des Magens. Das betrifft unter anderem:

  • Übelkeit und Erbrechen, etwa durch Störungen der aktiven Bewegung des Magen-Darm-Traktes
  • Völlegefühl
  • Verstopfung (med. Obstipation)
  • Magen-Entleerungsstörungen, etwa bei einer Gastroparese (Magenlähmung)
  • Reizdarmsyndrom
  • Refluxösophagitis (Entzündung der Speiseröhre durch chronischen Rückfluss von Magensäure)
  • Sodbrennen

Wirkungsweise von Prokinetika

Prokinetika fördern die Vorwärtsbewegung (Vorwärtsperistaltik) von Magen und Darm. Damit transportiert unser Körper schnell den Mageninhalt vom Magen in den Darm.

Ihre Wirkung entfalten Prokinetika über das vegetative Nervensystem. Das vegetative Nervensystem kontrolliert Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck, Verdauung, Stoffwechsel und ähnliches. Die Reaktionen und Vorgänge, die über dieses Nervensystem ablaufen, können wir nicht willentlich beeinflussen. Sie laufen unwillkürlich ab.

Das vegetative Nervensystem gliedert sich noch einmal in die Systeme:

  • Sympathisches Nervensystem (Sympathicus)
  • Parasympathisches Nervensystem (Parasympathicus)
  • Enterisches Nervensystem (Darmnervensystem)
Stress
Stress zwingt den Sympathicus zur Aktivität.

Der Sympathicus ist aktiv, wenn es um Leistung, Handlungsbereitschaft oder Stresssituationen geht. Dann sind die Muskeln angespannt, das Herz schlägt schneller und der Blutdruck erhöht sich. Der Parasympathicus ist für die Ruhe, Entspannungs- und Erholungsphasen zuständig.

Die körpereigenen Botenstoffe Dopamin und Serotonin beeinflussen die Tätigkeit des Parasympathicus. Diese Stoffe wirken an bestimmten Bindungsstellen (Rezeptoren), die sich unter anderem in der Muskulatur der inneren Organe befinden. Die Prokinetika binden sich genau an diese Rezeptoren und wirken dort leicht aktivierend auf die Verdauungsbewegung im Magen-Darm-Trakt.

Wirkstoffe aus der Gruppe der Prokinetika, die über die Dopamin-Rezeptoren wirken, sind Domperidon und Metoclopramid. Weitere Wirkstoffe, die zu den Prokinetika zählen sind, Erythromycin, Cisaprid, Prucaloprid und Linaclotid.

Prokinetika sind rezeptpflichtige Arzneimittel. Ein Arzt muss das Medikament verschreiben und Einnahme und Wirkung entsprechend überwachen. Prokinetika gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen: als Kapseln, Tropfen oder als Tabletten.

Schon gewusst?

Das menschliche Nervensystem ist sehr komplex und beeinflusst jegliche Abläufe innerhalb des Körpers. Hierbei arbeitet es bei den meisten Funktionen in Form von Spieler versus Gegenspieler. In diesem Fall “Sympathikus” versus “Parasympathikus”. Während der Sympathikus für die Aktivierung von Körperfunktionen bei Erregungs- und Stressmomenten zuständig ist, ist der Parasympathikus in ruhigen Phasen aktiv und fördert hierbei ablaufende Prozesse, zu denen auch die Verdauung gehört. Prokinetika imitieren die Parasymathikus-Wirkung. Sie docken an entsprechende Rezeptoren im Bereich von Magen und Darm an. Dort führen sie zu einer verstärkten Bewegung der Muskulatur dieser Organe.

Gegenanzeigen von Prokinetika

Sowohl für den Wirkstoff Domperidon als auch für Metoclopramid gibt es Situationen, die gegen eine Einnahme sprechen. Dies sind beispielsweise bestimmte Erkrankungen.

Sie sollten Domperidon nicht anwenden, wenn:

  • Sie überempfindlich gegen den Wirkstoff reagieren
  • bei Ihnen ein Tumor der Hirnanhangsdrüse (Prolaktinom) festgestellt wurde
  • Ihr Körper vermehrt Prolaktin produzieren
  • bei Ihnen eine Verengung im Verdauungstrakt diagnostiziert wurde, etwa an der Speiseröhre, am Magen oder am Dünn- oder Dickdarm
  • Sie an einem Magen- oder Darmdurchbruch leiden bzw. bei Ihnen Blutungen im Magen-Darm-Trakt festgestellt wurde
  • Ihr EKG Abweichungen hat, etwa eine Verlängerung der QT-Dauer
  • bei Ihnen eine Elektrolytstörung vorliegt
  • Sie unter Herzschwäche leiden
  • Sie eine eingeschränkte Leberfunktion aufweisen

Sie sollten Metoclopramid nicht anwenden, wenn:

  • Sie gegen den Wirkstoff überempfindlich sind
  • Sie unter einen Darmverschluss oder einen Darmdurchbruch leiden
  • bei Ihnen Blutungen im Magen-Darm-Trakt festgestellt wurden
  • Sie unter Epilepsie leiden
  • Sie unter Bewegungsstörungen leiden, die durch eine Schädigung bestimmter Gehirnregionen oder deren Leitungsbahnen verursacht werden, wie bei Parkinson
  • bei Ihnen ein Adrenalin produzierender Tumor festgestellt wurde (Phäochromocytom)
  • Sie unter Tumore leiden, bei denen das Hormon Prolaktin eine Rolle spielt, etwa spezielle Brusttumore oder Tumore der Hirnanhangsdrüse

Nebenwirkungen von Prokinetika

Schwindel
Die möglichen Nebenwirkungen von Prokinetika unterscheiden sich je nach Präparat. Metoclopramid verursacht beispielsweise Schwindel.

Die möglichen Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach prokinetischem Präparat. Ausführliche Informationen sind dem Beipackzettel des einzelnen Mittels zu entnehmen.

Der Wirkstoff Domperidon ist gut verträglich. Nebenwirkungen treten selten oder sehr selten auf. Zu ihnen zählen unter anderem:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Zyklusstörungen
  • allergische Reaktion
  • Bewegungsstörungen
  • erhöhte Konzentration an Prolactin im Blut

Metoclopramid hingegen kann folgende Nebenwirkungen verursachen:

  • Schwindel
  • depressive Verstimmung
  • Unruhe
  • Bewegungsstörungen
  • Störungen des Menstruationszyklus
  • Brustwachstum bei Männern (med. Gynäkomastie)

Darüber hinaus ist mit Wechselwirkungen zu rechnen, wenn Sie noch andere Mittel einnehmen. Informieren Sie sich diesbezüglich in der Packungsbeilage.

Rezeptfreie Alternativen zu Prokinetika

Medikamente
Neben Prokinetika helfen Antazida, etwa Almasilat, bei Problemen mit dem Verdauungstrakt.
Bild: towfiqu barbhuiya (Canva.com)

Eine weitere Arzneimittelgruppe, die bei Magen-Darm-Problemen hilft, sind Antazida. Sie neutralisieren die Magensäure und können so Sodbrennen verhindern. Zu den Wirkstoffen gehören Almasilat, Hydrotalcit sowie Omeprazol. Bei Verstopfungen helfen Abführmittel, etwa mit dem Wirkstoff Lactulose.

Unsere Produkttipps – Alternativen zu Prokinetika: Megalac® Almasilat | Simagel® Kautabletten | Talcid® KAUTABLETTEN | Talidat® Kaupastillen gegen Sodbrennen | OMEP® HEXAL 20 mg | Omeprazol STADA® protect | LACTULOSE AL  Sirup

Magenberuhigende Tees können Sie bei Übelkeit einsetzen. Fertigen Sie dazu Aufgüße mit folgenden Kräutern an:

Ebenso helfen Ingwer oder grüner Tee.

Schon gewusst?

Nicht nur Medikamente und Heilpflanzen stellen Alternativen zu Prokinetika dar. Es gibt auch noch einfachere Mittel, um die Aktivität im Bereich des Magen-Darm-Trakts zu fördern. So unterstützt eine allgemeine körperliche Bewegung auch die Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes. Auch eine Steigerung der Trinkmenge kann einen prokinetischen Effekt haben. Nicht zuletzt wirkt eine gesunde, ausgewogene und ballaststoffreiche Kost prophylaktisch hinsichtlich des Auftretens von Magen-Darm-Beschwerden.


Unsere Seiten dienen lediglich Ihrer Information und ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch den Arzt.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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Stand vom: 18.07.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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