Dragee

Arzneimittel mit Zuckerüberzug

Medikamente, die in Form von Dragees verabreicht werden, sind vor allem für Kinder eine gute Lösung. Denn der feste Überzug besteht aus Zucker oder Zuckersirup. Dadurch wird der Geschmack des Arzneimittels als angenehm empfunden und die Verabreichung gelingt vor allem bei kleineren Kindern besser.

Allgemeines zum Dragee

Dragee
Dragee, Infografik, 2komma8

Ein Dragee (französische Schreibweise: Dragée) gehört als Tablettensorte zu den festen Arzneimittelformen. Charakteristisch ist der feste Überzug aus Zucker oder Zuckersirup, wobei heute auch zunehmend andere Überzugsmaterialien Verwendung finden. Die Wirkstoffe sind als Kern unter dieser Hülle verborgen und bestehen aus gepresstem Pulver. Der Überzug besteht aus einer oder mehreren Schichten. Meist ist die Schicht eingefärbt oder enthält noch andere Hilfsstoffe, die den Geruch oder Geschmack des Arzneimittels positiv beeinflussen. Auch pharmakologische Eigenschaften, wie der Wirkungsort, der Wirkungszeitpunkt und die Dauer der Medikamentenwirkung kann durch den Dragee-Überzug beeinflusst werden.

Häufig verwendete Überzugsstoffe gehören zu den folgenden chemischen Gruppen:

  • Methacrylsäurecopolymere
  • Polyvinylpyrrolidon (PVP) und Derivate
  • Cellulose und Cellulosederivate

Die Überzüge sind sehr stabil. Sie trotzen Umwelteinflüssen, wie Wasser oder Sauerstoff. So sind Wirkstoffe geschützt, die weder wasser- noch sauerstoffstabil sind.

Schon gewusst?

Die Arzneimittelsicherheit stellt heutzutage ein sehr wichiges Thema der Pharma-Industrie und Medizin dar. Hierzu gehört u. a. der vorgeschriebene Ablauf bis zur Zulassung eines neuen Medikamentes. Dieser beinhaltet mehrere Studienreihen und dauert einige Jahre. Auch die Regeln zum Vertrieb und zur Verabreichung der Präparate gehören zur Arzneimittelsicherheit. Permanent arbeiten Hersteller an neuen Lösungen, die den Medikamenteneinsatz für Fachpersonal und die Selbstmedikation im Privathaushalt sicherer machen. Der Dragee-Überzug hat hierbei einen eindeutigen Vorteil: Durch das Einfärben der Hülle in jede x-beliebige Farbe sinkt die Verwechslungsgefahr mit anderen Mitteln.

Vorteile und Nachteile der Arzneimittelform Dragee

Dragee
Der Dragee-Überzug ist in vielerlei Hinsicht wichtig.
Bildquelle: fotoist – Getty Images (Canva.com)

Ebenso wie bei der Filmtablette erfüllt der Überzug des Dragees mehrere Funktionen:

  • Der Geschmack des Medikaments ist angenehm.
  • Die Arznei riecht gut.
  • Die glatte Oberfläche erleichtert das Schlucken der Tablette.
  • Der Überzug schützt den Arzneimittelwirkstoff vor äußeren Einwirkungen, wie Reaktionen mit Luftsauerstoff, Wasser oder der Abnutzung bei der Lagerung.
  • Die Hülle kann zudem so aufgebaut sein, dass das Dragee magensaftresistent ist. Ein Wirkstoff, der seine Wirkung erst im Dünndarm entfalten soll, wird so vor der unerwünschten Zersetzung durch die Magensäure geschützt. Der Tablettenüberzug löst sich dann erst im Darm.
  • Eine Einfärbung des Arzneimittels mit Lebensmittelfarbe macht die Unterscheidung zu anderen Medikamenten leichter und erhöht so die Arzneimittelsicherheit.

Aus dieser Funktionalität ergeben sich die Vorteile der Dragees gegenüber anderen Darreichungsformen von Arzneimitteln.

Schon gewusst?

Einige in Medikamenten verarbeitete Arzneimittelwirkstoffe sind sehr säureempfindlich. Kommen sie in Kontakt mit der Magensäure, beginnen diese Substanzen sich zu zersetzen. Dies ist nicht bei allen Mitteln gewünscht. Der Mantel des Dragee-Überzugs ist z. B. aus Schellack und gewährleistet, dass das Medikament den Magen passiert und seine Wirkung erst im Darm entfaltet.

Von Nachteil ist, dass die Herstellung von Dragees im Vergleich zur herkömmlichen Tablette etwas teurer ist. Außerdem sind Dragees nicht teilbar. Das ist bei der Filmtablette anders. Auch sie hat einen glatten Schutzüberzug. Dieser wird zwar ähnlich wie bei Dragees hergestellt, ist meist jedoch nur ein einziger dünner Film. Daneben verfügt die Filmtablette über eine Kerbe, um sie mittig auseinander zu brechen.

Dragees

Exkurs: Geschichte des Dragees als Arzneimittelform

Dragees kennen und lieben alle von uns, nämlich als raffinierte Süßigkeit. So werden z. B. Schokolinsen oder Fruchtgummi mit einem Zuckerüberzug versehen. Unter Dragieren versteht man genau das: das Umhüllen eines Kerns mit Zuckerschichten. Diese Technik machten sich französische Apotheker zu nutze. Sie kopierten die Herstellungsweise der Konditoren. Dazu wurden verzuckerte Pillen in runde Becken gelegt, mit einer Gummi-arabicum-Lösung benetzt und mit Zuckerpulver bestreut. Dann bewegten die Apotheker das Becken an einer Kordel hin und her, sodass die Pillen roulierten. Anschließend wurden die Dragees getrocknet und der Vorgang noch 2-mal wiederholt. Heute werden Dragierkessel verwendet.

Anwendungsgebiete von Dragees

Dragees werden in vielen Bereichen eingesetzt. Typischerweise kommen Sie bei schleimlösenden Hustenmitteln vor, aber auch bei Therapiemethoden, die einen Wirkungseintritt des Medikamentes im Darm voraussetzen. Dazu müssen die Arzneimittel magensaftresistent sein. Dies ist u. a. für die Behandlung von Darmerkrankungen nötig. Außerdem werden viele Nahrungsergänzungsmittel in Form von Dragees angeboten.

Dragees – Produktbeispiele: Bionorica® Imupret N Dragees traditionell bei Hustenreiz | Buscopan® Dragées bei Problemen mit dem Magen-Darm-Trakt | Dulcolax® Dragées bei Darmträgheit | Vomex® A Dragees N gegen Erbrechen und Übelkeit | Salus Kräuterblut® Floradix® Eisen Folsäure Dragees – Nahrungsergänzungsmittel

Alternativen zu Dragees

Brausetabletten müssen nicht geschluckt werden.

Für Kinder sind Dragees dann das Mittel der Wahl, wenn Wirkstoffe zu verabreichen sind, die nicht in Wasser gelöst werden dürfen oder die ihre Wirkung erst im Darm entfalten sollen. Die bunten Farben und der angenehme Geschmack sorgen für eine Akzeptanz. Das Pillenschlucken gelingt durch den glatten Überzug gut.

Wenn der jeweilige Wirkstoff mit Wasser in Berührung kommen darf, eignen sich Brausetabletten hervorragend. Auch sie bringen einen angenehmen Geschmack mit und das Auflösen der Tablette sorgt für ein kleines Schauspiel, welches Kinder gern ansehen. Insbesondere Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Schmerz- und Hustenmittel sind in Form von Brausetabletten erhältlich. Daneben sind Säfte und Sirups angeraten, etwa bei Reizhusten.

Kapseln hingegen sind oftmals zu groß für Kinder. Das Herunterschlucken bereitet zu viele Probleme. Erwachsene kommen mit Kapseln besser zurecht. Insbesondere, wenn das Arzneimittel magensaftresistenten verabreicht werden muss, sind Kapseln alternativ zu Dragees angeraten.

Falls der Wirkstoff unterschiedlich dosiert werden soll, sind Tabletten die bessere Wahl. Durch eine Sollbruchstelle können sie exakt halbiert werden. Allerdings sind einfache Tabletten nicht magensaftresistent. Mit Lutschtabletten oder Schmelztabletten wird der Wirkstoff bereits im Mund freigesetzt. Das ist bei Infektionen der oberen Atemwege zu empfehlen.


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Stand vom: 03.03.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

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