Tuberkulose

Tuberkulose (TBC) ist eine weltweit verbreitete Krankheit, die v. a. in Entwicklungsländern sehr häufig auftritt. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung infiziert sich im Laufe des Lebens mit Tuberkulose. Weltweit sterben jährlich rund 2 Millionen Menschen an TBC. In Deutschland fällt die auch unter dem Namen Schwindsucht bekannte Krankheit unter das Infektionsschutzgesetz. Erkrankungs- und Todesfälle sind meldepflichtig.

Synonyme: TB | TBC | Schwindsucht | Morbus Koch

Bei Tuberkulose handelt es sich um eine bakterielle, chronisch verlaufende Infektionskrankheit.

Ursache für Tuberkulose: Tröpfcheninfektion mit Mykobakterien

Tuberkulose-Bakterien
Mykobakterien lösen Tuberkulose aus.
Bild: Science Photo Library (Canva)

Mykobakterien (Mycobacterium tuberculosis) befallen die Lunge des Menschen und lösen Tuberkulose aus. Diese auch als Tuberkel-Bakterien bezeichneten Erreger sind unbewegliche, säurestabile Stäbchenbakterien.

Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch den Direktkontakt mit Menschen, die an einer offenen Tuberkulose leiden. Die Übertragung findet meistens über eine Tröpfcheninfektion durch Sprechen, Niesen oder Husten statt. In diesen Fällen sprechen Fachleute von einer Lungentuberkulose. Die Keime verbleiben dabei oft stundenlang in der Raumluft. Allerdings können die Bakterien auch auf anderen Wegen nach außen gelangen:

  • über den Urin (Harnwegstuberkulose)
  • über den Stuhl (Darmtuberkulose)
  • durch den Magensaft

Bei einem sehr geringen Prozentsatz aller Tuberkulose-Erkrankungen ist das Mycobacterium bovis ursächlich. Bakterien dieser Art werden von infizierten Rindern durch nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch) auf den Menschen übertragen. Daher sollten Sie nur pasteurisierte Milch trinken.

Risikofaktoren für Tuberkulose

Nur ungefähr 5 bis 15 % der Personen, die sich durch Tröpfcheninfektion mit Tuberkulose infizieren, erkranken tatsächlich. Die Krankheit bricht meist bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem aus. Die körpereigene Abwehr ist beispielsweise durch vorherrschende Krankheiten wie AIDSDiabetes mellitus oder Tumorerkrankungen sowie Einnahme von diversen Medikamenten vermindert.  

Weitere Risikofaktoren sind:

  • genetisch bedingte Determination
  • schlechter Ernährungszustand
  • ungünstige soziale Verhältnisse

Krankheitsverlauf bei Tuberkulose

Das ärztliche Personal unterteilt den Krankheitsverlauf in zwei Stadien:

Primärtuberkulose

Krankheitserscheinungen einer Tuberkulose im Rahmen der Erstinfektion mit den Mykobakterien. Sie ist durch einen einzelnen Entzündungsherd gekennzeichnet, der sich in der Regel in der Lunge befindet (pulmonale Tuberkulose) und sich im weiteren Hergang abkapseln kann. Die Mykobakterien vermehren sich jedoch auch im Körper und befallen andere Organe neben der Lunge (extrapulmonale Tuberkulose).

Postprimärtuberkulose

Eine erneute Erkrankung an Schwindsucht nach überstandener Primärtuberkulose (Reaktivierungskrankheit). Dies betrifft ungefähr 10 % der mit Tuberkel-Bakterien infizierten Personen.

Die Inkubationszeit der Tuberkulose beträgt Wochen bis Monate. Eine Primärtuberkulose bricht meist etwa eineinhalb bis zwei Monate nach der Infektion mit den Tuberkulose-Keimen aus. Die postprimäre Tuberkulose beginnt oftmals erst Jahre nach der Infektion. Die Ansteckungsgefahr ist am höchsten, wenn man den Erreger mikroskopisch nachweisen kann.

Sind die Mykobakterien im Auswurf (Sputum) nachweisbar, handelt es sich um eine offene Tuberkulose. Wenn die Erreger in anderen Körpersekreten vorhanden sind, sprechen Fachkräfte von potentiell offener Tuberkulose. Es gibt allerdings auch Formen der geschlossenen Tuberkulose. Diese sind nicht ansteckend.

Tuberkulose

Primärkomplex: Primäraffekt und Lymphknotenbefall

Das körpereigene Abwehrsystem bekämpft im Regelfall die Krankheitserreger. Fresszellen, sogenannte Makrophagen, nehmen Bakterien auf und zerstören sie. Die äußere Wand der Tuberkel-Bakterien hat allerdings einen besonderen Aufbau. Dadurch können die Tuberkulose-Erreger den Angriff überleben und sich vermehren. Die Fresszellen zerfallen und es entsteht ein Entzündungsherd, den Fachleute als Primäraffekt bezeichnen. Die Mykobakterien wandern in die nächstgelegenen Lymphknoten. Diese schwellen aufgrund der Bildung spezieller Abwehrzellen an. Primäraffekt und der Befall der Lymphknoten werden als Primärkomplex bezeichnet.

Innerhalb der Entzündungsreaktion kapseln sich die Erregerherde im Bindegewebe ab und verkalken. In ihnen sind oftmals lebensfähige Tuberkulose-Bakterien vorhanden, die nach Jahrzehnten, beispielsweise durch eine Abwehrschwäche, reaktiviert werden und so die Postprimärtuberkulose hervorrufen. Diesen verkalkten Primärkomplex weist das medizinische Personal mit einem Röntgenbild nach.

Tuberkulose-Herde

Verbreiten sich die Tuberkel-Bakterien über das Blut im Körper, entstehen an verschiedenen Organen Tuberkulose-Herde. Heilen diese nicht ab, entwickelt sich eine Organtuberkulose. Die Erregerherde verflüssigen sich und bilden eine flüssigkeitsgefüllte Höhle (Kaverne). Bildet sich durch das Einschmelzen der Herde eine Verbindung der Kaverne zu einem „Kanal-System“ wie zu Blut- oder Lymphgefäßen, Harnleiter oder Bronchien, können die Tuberkulose-Keime in andere Regionen streuen und erneut Herde entwickeln oder durch Husten bzw. über den Urin an die Umwelt gelangen (offene Tuberkulose).

Werden beim Einschmelzen Blutgefäße verletzt, entstehen ggf. Lungenblutungen mit blutigem Husten. Neben der mit etwa 80 % häufigsten Organtuberkulose, der Lungentuberkulose, kommen Tuberkulosen in Nieren, Knochen, Nebennierenrinden, Augen oder Gehirn vor.

Schon gewusst?

Robert Koch entdeckte 1882 die Erreger der Schwindsucht: die Tuberkelbakterien. 1905 erhielt der Arzt den Nobelpreis für Medizin.

Beschwerden, Komplikationen und Formen

Im Stadium der Primärtuberkulose treten selten oder nur sehr unspezifische Symptome auf:

  • eine leichte Temperaturerhöhung
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
  • Husten und Nachtschweiß

Darüber hinaus entwickeln sich ausgehend vom Primärkomplex bei einem geschwächten Immunsystem folgende Krankheitsbilder:

  • Die Hiluslymphknoten-Tuberkulose tritt auf, wenn die Tuberkulose-Erreger über die Lymphflüssigkeit in weiter entfernte Lymphknoten des Brustkorbs abwandern. Die Bronchien werden abgedrückt und einige Bereiche der Lunge erhalten zu wenig Sauerstoff.
  • Zu einer Miliartuberkulose kommt es, wenn sich die Schwindsucht-Bakterien über das Blut ausbreiten und in andere Organe streuen. Diese Herde rufen zwar keine Beschwerden hervor, sind aber häufig später für eine Postprimärtuberkulose verantwortlich und daher sehr gefährlich. Betroffene Organe sind oft die Lunge, aber auch Leber und Milz.
  • Die nasse Rippenfellentzündung (Pleuritis exsudativa) entsteht bei einer Mitbeteiligung des Rippenfells (Pleura) an der Entzündungsreaktion des Primärkomplexes. Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge lösen Atembeschwerden aus.
  • Meningitis tuberculosa wird bei der Ausbreitung der Erreger auf dem Blutweg bis in die Hirnhaut verursacht. Die sich bildenden Schwindsucht-Herde lösen eine oft tödliche Hirnhautentzündung (Meningitis) aus.
  • Bei der galoppierenden Schwindsucht handelt es sich um eine gefährlich verlaufende Form einer Lungentuberkulose.

Bei einer fortgeschrittenen Tuberkulose-Erkrankung husten Betroffene Blut. Im Extremfall kommt es zu einem Blutsturz (arterielle Lungenblutung).

Gängige Behandlung von Tuberkulose

Husten mit gelblich-grünem Schleim, der länger als 3 Wochen andauert, unspezifische Anzeichen wie leichtes Fieber, Müdigkeit, unklare Gewichtsabnahme und Nachtschweiß über einen längeren Zeitraum, deuten auf eine Tuberkulose-Erkrankung hin. Suchen Sie, wenn Sie bei sich solche Symptome vorfinden, unbedingt eine Arztpraxis auf. Gehen Sie auch dorthin, wenn Sie mit unbehandelten Tuberkulose-Erkrankten Kontakt hatten. Die Heilungschancen bei Schwindsucht hängen unter anderem davon ab, wie schnell die Erkrankung erkannt und behandelt wird und welche Organe betroffen sind.

Stationärer Aufenthalt

Im Krankenhaus
Ein stationärer Aufenthalt ist bei einer offenen Tuberkulose notwendig. Die Isolation wird nach 3 bis 4 Wochen aufgehoben.
Bild: Monkey Business Images (Canva)

Prinzipiell ist bei jeder aktiven Tuberkulose eine Behandlung notwendig. Bei einer offenen Tuberkulose, d. h. wenn die Patientin oder der Patient die krankheitserregenden Bakterien ausscheidet, erfolgt die Therapie stationär. Die Betroffenen werden im Krankenhaus für 3 bis 4 Wochen isoliert. Danach ist eine behandelte Tuberkulose nicht mehr ansteckend, und das medizinische Personal hebt die Isolation auf. Ist die regelmäßige Einnahme der Medikamente gewährleistet, wird die Therapie zu Hause fortgesetzt.

Gabe von Antibiotika

Ärztliches Personal verordnet bei Tuberkulose eine Kombination verschiedener Antibiotika, da die Möglichkeit besteht, dass einige Mykobakterien bereits gegen einen der Wirkstoffe resistent sind. Die unterschiedlichen Medikamente wirken zudem auf jeweils verschiedene Weise. Manche Präparate töten die Keime direkt ab, andere verhindern eine weitere Vermehrung der Tuberkel-Bakterien.

Standard bei der Kurzzeittherapie der Lungentuberkulose ist eine Behandlung mit Antibiotika, die ein halbes Jahr andauert:

  • Zu Therapiebeginn, in der Initialphase, erhalten die Tuberkulose-Erkrankten 2 Monate lang einen Wirkstoffmix aus Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol oder Streptomycin.
  • In der Stabilisierungsphase bekommen die Betroffenen die Wirkstoffe Isoniazid und Rifampicin mit einer Dauer von 4 Monaten.

Ein verfrühter Abbruch der Tuberkulose-Behandlung führt unter Umständen zu resistenten Bakterienstämmen. Die genutzten Medikamente sind dann nicht mehr wirksam, wenn die Schwindsucht erneut ausbricht. Daher ist es von enormer Wichtigkeit, die Präparate so lange wie verordnet einzunehmen, auch wenn Sie keine Anzeichen von Tuberkulose bei sich mehr feststellen. Meist sind die einzelnen Medikamente gut verträglich. In Einzelfällen kommt es zu schweren Nebenwirkungen, gerade auch deshalb sind regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig.

Mittel zur Linderung der Beschwerden bei Tuberkulose

Parallel verordnet das ärztliche Personal Medikamente, die den Hustenreiz unterdrücken, sogenannte Hustenstiller.

Unsere Produkttipps bei Reizhusten: Monapax® Tropfen | Sedotussin® Hustenstiller Saft | PPROSPAN® Efeublätter-Trockenextrakt Hustensaft

Zudem ist es ratsam, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten. Mögliche Begleiterkrankungen, die die körpereigene Abwehr schwächen, sind ebenfalls Gegenstand der Behandlung.

Das medizinische Personal untersucht Betroffene mindestens weitere 2 Jahre regelmäßig und überwacht auf Rückfälle.


Unsere Seiten dienen lediglich Ihrer Information und ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch das ärztliche Personal.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen können sich mitunter Fehler in unsere Texte schleichen. Helfen Sie uns, besser zu werden. Hinweise senden Sie an: redaktion@medikamente-per-klick.de.

Stand vom: 19.03.2024

Bildquelle Cover: aletia2011 – stock.adobe.com

Visits: 11427