Kapseln

Die Medikamenten-Darreichungsform mit der Hülle

Ärzte verschreiben Medikamente in unterschiedlichsten Darreichungsformen: Neben Tabletten, Filmtabletten und Dragees gehören Kapseln zu den festen Arzneimittelformen. Sie dienen vor allem der oralen Einnahme. Sonderfälle bilden die Vaginal- und Rektalkapseln. 

Eine Kapsel besteht aus einer Hülle, die mit dem Wirkstoff in Pulver- oder Granulatform bzw. in flüssiger Form gefüllt ist. Als Hülle verwenden Hersteller meistens Gelatine, Cellulose oder Carrageen.

Geschichte der Kapsel

Medikamente waren schon immer oft sehr bitter oder hatten einen anderen unangenehmen Geschmack. Sehr früh bemühten sich daher Pharmazeuten darum, eine Möglichkeit zu finden, die Einnahme angenehmer zu gestalten. Bereits im 18. Jahrhundert versuchte Christof de Pa uli Medikamente in Oblaten zu verpacken. Dies wurde jedoch schlecht angenommen. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte man die ersten Gelatinekapseln. Auch heute nutzen Arzneimittelhersteller Gelatine zur Umhüllung von Flüssigkeiten. Etwas später, in den Jahr 1870-er Jahren, gelang dann auch die Herstellung von speziellen stärkehaltigen Oblatenkapseln, die feste Arzneimittel umschließen.

Arten von Kapseln

Kapseln
Hartkapseln haben häufig eine Gelatinehülle.
Bild: Henrik Dolle – fotolia.de

Es gibt verschiedene Sorten an Kapseln. Sie werden nach ihrem Wirkungsort und nach der Hülle unterschieden. Magensaftresistente Kapseln setzen den Wirkstoff erst im Darm frei. Bei Zerbeißkapseln wiederum wird der Inhalt bereits im Mund freigesetzt. Unabhängig von der Verwendung lassen sich Kapseln auch nach dem Hüllmaterial in verschiedene Arten unterteilen: Früher wurden vor allem Stärkekapseln verwendet. Heute nutzt man vorwiegend Hart- und Weichgelatinekapseln.

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Stärkekapseln

Früher bestanden die Kapselhüllen aus Stärke und waren von der Konsistenz her einer Oblate ähnlich. Diese Stärkekapseln eigneten sich ausschließlich zur Einnahme von Wirkstoffen in Pulverform. Stärkehüllen sind jedoch empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und zudem zerfallen sie schnell. Daher wird Stärke nur noch selten als Stoff für die Kapselhülle verwendet.

Hartgelatinekapseln

Hartkapseln
Die Hülle von Hartkapseln besteht aus 2 ineinander gesteckten Bögen.

Heute bestehen die Hüllen meist aus Hartgelatine. Eine solche Kapselhülle besteht aus 2 hohlen Teilen in zylindrischer Form mit abgerundetem Boden, die ineinanderstecken. Durch verschiedene patentierte Verfahren verhindern die Hersteller, dass sich die Kapsel unerwartet öffnet. Je nach Empfindlichkeit des Wirkstoffs sind die Kapselteile verschweißt, geklebt oder mit einer Banderole als Verschluss versehen.

Hartgelatinekapseln beinhalten neben Pulver auch Granulat oder Pellets. Außerdem ist es möglich, dass die Wirkstoffe in der Kapsel zusätzlich noch mit einem Überzug versehen sind, der sich erst nach und nach auflöst. Durch die in der Kapsel eingeschlossenen Mikrokapseln setzt sich der Wirkstoff über einen längeren Zeitraum frei. Die Wirkung hält entsprechend lange an.

Weichgelatinekapseln

Weichkapseln
Weichgelatinekapseln enthalten häufig Flüssigkeiten, wie etwa Fischöl.

Weichgelatinekapseln besitzen im Vergleich zu den Hartgelatinekapseln eine dickere und zugleich elastischere, weiche Hülle. Dafür nutzen die Arzneimittelhersteller jedoch auch Weichmacher, wie Sorbitol oder Glycerol. Weichgelatinekapseln setzt man bei flüssigen und halbfesten Wirkstoff-Zubereitungen ein. Mitunter ist der Wirkstoff sogar in die Kapselhülle eingearbeitet. In diesen Fällen spricht man von Lutschkapseln.

Weichkapseln beinhalten jedoch keine wasserhaltige Substanzen. Denn diese würden zu einem Auflösen der Hülle führen. Ein typisches Einsatzgebiet der Weichgelatinekapseln stellt die rektale oder vaginale Verabreichung dar.

Schon gewusst?

Hersteller produzieren Weichkapseln direkt in einem Durchgang. Sie befüllen die Kapseln etwa mit flüssigen Wirkstoffmitteln und verschließen diese gleich im Anschluss. Feste Trägerstoffe wiederum werden erst aufgelöst. Füllgüter sind oft Wachse, Öle und Polyethylenglycole (PEG).

Mikrokapseln

Mikrokapseln
Kapseln mit Mikrokapseln haben viele Vorteile, wie etwa eine verzögerte Wirkstofffreigabe.

Mikrokapseln sind feste Partikel oder Flüssigkeitströpfchen mit einem Überzug aus Gelatine, arabischen Gummi oder anderen Polymeren, wie Stärke und Cellulose. Sie sind Mikrometer bis wenige Millimeter groß. So lassen sich beispielsweise Flüssigkeiten in trockene Pulver überführen, flüchtige Stoffe fixieren und unverträgliche Arzneistoffe miteinander verarbeiten. Es können magensaftresistente Kapseln sowie Kapseln mit verzögerter Wirkstofffreisetzung produziert werden.

Schlaue Helfer

Nicht alle Medikamente sollen ausschließlich “jetzt sofort” wirken. Anhand von Ummantelungen und Hüllen wie bei den Kapseln und nochmals umkapselten Mikrokapseln kann der Wirkzeitpunkt und auch die Geschwindigkeit der Freisetzung des Wirkstoffes beeinflusst werden. So ist ein langsamer, langanhaltender Effekt möglich. Andere Darreichungsform, die diesen Vorteil haben sind Dragees und Filmtabletten.

Vaginalkapseln und Rektalkapseln

Die meisten Kapseln sind für die orale Einnahme bestimmt. Vaginalkapseln verordnet der Frauenarzt häufig, um die Scheidenflora zu stabilisieren oder eine bakterielle Infektion zu behandeln. Auch eine Scheidenpilzinfektion zählt zu den Anwendungsgebieten.

So führen Sie eine Vaginalkapsel richtig ein

  • Waschen Sie sich die Hände.
  • Sie können sich zusätzlich Einmalfingerlinge überziehen.
  • Führen Sie die Kapsel mit dem Zeige- oder Mittelfinger tief in die Scheide ein.
  • Sie können dies tun, indem Sie auf dem Rücken liegen oder sich hinhocken. Beide Positionen erleichtern das Einführen.
  • Hernach sollten Sie sich die Hände erneut waschen und eine ruhende Lage einnehmen.
  • Nutzen Sie eine Slipeinlage, da nicht alles vollständig aufgenommen wird. Ein Tampon ist hingegen nicht zu empfehlen. Er würde zu viel des Wirkstoffes aufsaugen.

Eine Behandlung ist meistens während der Menstruation wirkungslos. Daher sollte sie vor der Periode abgeschlossen sein. Manche Mittel beeinträchtigen die Sicherheit von Kondomen oder anderen Latex-haltigen Verhütungsmitteln.

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Rektalkapseln kommen beispielsweise bei Pseudo-Krupp zum Einsatz. Das liegt daran, dass die Schleimhäute der oberen Atemwege stark angeschwollen sind und eine orale Medikamentengabe kaum möglich ist.

Vor- und Nachteile von Kapseln

Medikamenteneinnahme
Kapseln werden sehr oft mit reichlich Flüssigkeit eingenommen.

Vorteile von Kapseln als Arzneimittelform: 

  • rasche und einfache Einnahme
  • Überdeckung von unangenehmem Geruch und Geschmack
  • gute Lagerbar- und lange Haltbarkeit
  • exakte Dosierung des Medikamentes durch enthaltene definierte Wirkstoffmenge
  • durch die Gestaltung der Hülle hoher Wiedererkennungswert der Medikamente

Nachteile von Kapseln als Arzneimittelform:

  • meist größer als Tabletten, die Einnahme ist daher v. a. für Kinder oder Patienten mit Schluckbeschwerden problematisch
  • individuelle Anpassung der Dosis nicht oder nur ungenau möglich
  • Wirkstoff muss oral verfügbar sein
  • Wirkung tritt verzögert auf

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Stand vom: 05.07.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

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