Heparin

Blutgerinnseln vorbeugender Wirkstoff

Insbesondere nach Operationen droht die Bildung eines Blutgerinnsels. Hier helfen Medikamente der Entstehung von Thrombosen vorzubeugen. Die Rede ist von Antikoagulantien. Hierzu zählt auch das Heparin, welches medizinisches Personal meist injizieren.

Blutgerinnungshemmer Heparin

Unter Heparinen verstehen Experten eine Gruppe von Substanzen, die hemmend auf die Blutgerinnung wirken. Sie gehören damit zu den Antikoagulantien. Chemisch betrachtet handelt es sich dabei um Polysaccharide (Vielfachzucker, Glykosaminoglykane). Es ist nicht möglich, Heparin über den Magen-Darm-Trakt aufzunehmen. Daher verabreichen Ärzte Heparin meist als Injektion. Der Wirkstoff dient zur Vorbeugung von Blutgerinnseln und dadurch bedingten Gefäßverschlüssen wie Thrombosen und Embolien.

Die Arzneimittelhersteller gewinnen Heparin aus tierischem Gewebe vom Schwein oder Rind.

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Anwendungsgebiete von Heparin

Als Antikoagulanz dient Heparin der Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln und Gefäßverschlüssen. Auch bei bestehenden Erkrankungen dieser Art verabreichen Ärzte Heparin mittels einer Spritze, ebenso wie bei der frühen Behandlung eines Herzinfarktes oder von Angina pectoris. Heparin kommt bei Operationen oder Dialyse zum Einsatz. Hier hemmt es die Blutgerinnung und verhindert dadurch das Verklumpen des Blutes und damit das Verstopfen des Schlauchsystems der Maschine.

Heparin kommt jedoch auch als Wirkstoff in Salben, Gelen oder Cremes vor. Damit dient es zur äußerlichen Anwendung bei der Behandlung von Schwellungen, bei Blutergüssen und Prellungen oder Venenentzündungen.

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Wirkungsweise von Heparin

Natürliches Heparin entfaltet seine Wirkung, indem es in den Gerinnungsprozess des Blutes eingreift. Das Blut bleibt dadurch flüssig. Heparin verrhindert so ein Verkleben der Blutplättchen.

Schon gewusst?

Die Blutgerinnung ist ein sehr komplexer Ablauf, an dem vielfältige Gerinnungsfaktoren beteiligt sind. Sie wird auch als Gerinnungskaskade bezeichnet, in der sich diese Stoffe gegenseitig aktivieren oder auch hemmen. So führen sie z. B. bei einer Verletzung zur Bildung eines Blutpropfens (med. Thrombus), um die Blutung zu stoppen. Läuft sie innerhalb von Blutgefäßen ab, kann es allerdings zu erheblichen Komplikationen wie einer Thrombose, einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall kommen. Einen wichtigen Teil der Gerinnungskaskade stellt das Thrombin dar. Dieser Stoff sorgt mit anderen Gerinnungsfaktoren für die Bildung eines Blutpropfes aus den Blutplättchen. Sein Gegenspieler ist das Antithrombin-III. Dieses hemmt Thrombin und verhindert so die Thrombusentstehung. Genau an diesem Punkt setzt der Arzneimittelwirkstoff Heparin an. Es verstärkt die Wirkung des Antithrombin-III um ein Vielfaches. So hemmt der Wirkstoff die Blutgerinnung und löst bereits bestehende Thromben sogar auf.

Als Venenmittel sorgt Heparin für die Auflösung von Blutpropfen (Thromben), die sich in Blutgefäßen gebildet haben.

Heparin ist ebenso zur Therapie von Schwellungen geeignet. Der Wirkstoff sorgt dafür, dass das Blut schneller zum Herzen zurückströmt. So vermindern sich schließlich auch Wasseransammlungen im verletzten Gewebe.

Gegenanzeigen einer Behandlung mit Heparin

Blutdruck messen
Vorsicht bei Bluthochdruck. In diesem Fall ist eine Gabe von Heparin nicht ratsam.
Bild: pixabay

Im Allgemeinen gilt, dass Heparin bei Erkrankungen, die eine erhöhte Blutung zur Folge haben, möglichst nicht oder mit Vorsicht angewendet werden sollte. Ebenso ist bei Krebserkrankungen mit Blutungsneigung und bei Alkoholmissbrauch auf eine Behandlung mit dem Wirkstoff Heparin zu verzichten.

Wenn ein Patient bereits überempfindlich auf den Wirkstoff reagiert hat, sollte keine weitere Behandlung damit erfolgen.

Zur äußerlichen Anwendung auf der Haut sollte Heparin nicht auf Schleimhäuten, offenen Wunden oder entzündeter Haut zum Einsatz kommen. Sie dürfen Heparin als Injektion nicht verabreichen, wenn ein unkontrollierter Bluthochdruck oder eine Form von Blutplättchenmangel vorliegt.

Darüber hinaus sollte die Verletzungsgefahr für Patienten, die Heparin erhalten, minimiert werden.

Nebenwirkungen von Heparin

Bei der äußerlichen Anwendung von Heparin wurden vereinzelt Überempfindlichkeitsreaktionen wie Rötung, Juckreiz oder Brennen auf der Haut beobachtet.

Nach einer Injektion von Heparin kommt es häufig zu einem Anstieg der Blut- und Leberwerte, die sich jedoch nach Therapieende wieder normalisieren. Gelegentlich treten an der Einstichstelle Empfindlichkeitsreaktionen wie Verhärtung, Rötung, Verfärbung oder Blutung auf. Seltener sind dagegen Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen, Juckreiz, Erbrechen, Atemnot, Blutdruckabfall oder Nesselsucht. Nur sehr selten und vereinzelt wurden allergische Schockreaktionen (anaphylaktischer Schock) oder Osteoporose durch die Anwendung von Heparin beobachtet.

Je nach Dosis kommt es unter Umständen zu vermehrten Blutungen wie Nasenbluten, Schleimhautbluten, Magen-Darm-Blutungen oder Wundblutungen, insbesondere wenn eine Vorschädigung besteht.

Wechselwirkungen von Heparin mit anderen Mitteln

Tabletten
Achten Sie auf Wechselwirkungen mit anderen Mitteln.

Wenn Sie Heparin in Salbenform verwenden, treten kaum Wechselwirkungen auf. Nur in hohen Mengen (180.000 internationale Einheiten) entstehen bei gleichzeitiger Anwendung von anderen Antikoagulantien oder Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure Wechselwirkungen, etwa eine höhere Blutungsneigung.

Bei Injektion verstärken Stoffe die Wirkung, die ebenfalls die Blutgerinnung beeinflussen, wie Acetylsalicylsäure, Fibrinolytika, Ticlopidin und weitere. Zu einer höheren Neigung zu Blutungen kommt es auch im Zusammenwirken von nichtsteroidalen Antirheumatika und Antiphlogistika (entzündungshemmende Mittel).

Eine Abschwächung der Wirkung von Heparin verursachen mitunter H1-Antihistaminika, herzstärkende Mittel sowie Ascorbinsäure (Vitamin C).

Alternativen zu Heparin

Bei einer bestehenden Allergie gegen den Wirkstoff Heparin steht als therapeutische Alternative das semisynthetische Heparinoid Pentosanpolysulfat zur Verfügung. Es zeigt eine bessere Verträglichkeit als Heparin. So sind äußerst selten allergische Reaktionen oder Sensibilisierungen aufgetreten. Komplikationen kommen im Allgemeinen ebenfalls nicht vor.
Für das Heparinoid Danaparoid liegen hingegen mehrere Fallberichte mit allergischen Reaktionen vor.

Viele scheuen sich vor einer Thrombosespritze, insbesondere dann, wenn sie diese sich selbst verabreichen müssen. Doch ohne Antikoagulation liegt das Risiko für Thromboembolien bei bis zu 85 Prozent. Daher setzen Mediziner zur Vorbeugung und auch zur Behandlung niedermolekulare Heparine wie Enoxaparin ein. Diese müssen sich die Patienten etwa 30 Tage lang einmal am Tag subkutan spritzen.

Mittlerweile sind auch orale Mittel verfügbar. Hierzu zählen die Antithrombotika Dabigatran und Rivaroxaban. Dabigatran ist zur Thrombose-Prophylaxe nach Knie- und Hüftgelenkersatz und zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern zugelassen. Die Substanz wirkt als direkter Thrombininhibitor, da es an das aktive Zentrum von Thrombin bindet. Rivaroxaban wirkt als direkter Faktor-Xa-Inhibitor. Ärzte setzen den noch jungen Wirkstoff zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei Erwachsenen nach Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen an. Zudem wird es zur Behandlung und Vorbeugung von Venenthrombosen und Lungenembolien bei Erwachsenen eingesetzt.


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Stand vom: 05.05.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

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