Hirntumor

Wenn der Krebs das zentrale Nervensystem befällt

Zu den Hirntumoren zählen gutartige und bösartige Geschwülste im Gewebe des Gehirns. Über die Hälfte aller Hirntumore ist gutartig. In Deutschland sind Hirntumore als Krebserkrankung bei Erwachsenen relativ selten. Im Kindesalter treten Geschwülste im Gehirn im Vergleich zu anderen Krebsarten jedoch häufiger auf. Insgesamt erkranken jedes Jahr mehrere Tausend Menschen in Deutschland an einem Gehirntumor.

Unser Gehirn

Unser Gehirn ist in unterschiedliche Bereiche eingeteilt. Der Hirnstamm ist der älteste Teil des Gehirns. Hinzu kommen Zwischenhirn, Kleinhirn und Großhirn.

Das Gehirn (anatomisch Encephalon) liegt geschützt in der Schädelhöhle. Es besteht hauptsächlich aus Nervengewebe. Hirnhäute umhüllen es. Im Bereich des großen Hinterhauptloches (Foramen magnum) geht das Gehirn ins Rückenmark über. Mit diesem bildet es das Zentralnervensystem.

Das Gehirn wertet Sinneswahrnehmungen aus, speichert Informationen und ist für die Koordination komplexer Verhaltensweisen verantwortlich. Die meisten Informationen verarbeiten wir unbewusst in Zentren des Hirnstamms. Das autonome Nervensystem koordiniert so vegetative Funktionen wie Atmung, Herzkreislauf, Nahrungsaufnahme und -verarbeitung.

Neben dem Hirnstamm lässt sich das Gehirn weiterhin unterscheiden in Zwischenhirn, Kleinhirn und Großhirn. Die unterschiedlichen Regionen haben verschiedene Aufgaben. So ist das Kleinhirn für Gleichgewicht und Bewegungen verantwortlich.

Häufigkeit von Hirntumoren

Häufigkeit von Gehirntumor
Datenquelle: Robert Koch Institut

Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sind primäre Tumoren des Gehirns und Rückenmarks deutlich seltener. Sie machen etwa 2 % aller Krebserkrankungen aus. Für die Bundesrepublik Deutschland schätzt die Deutsche Krebsgesellschaft rund 7.000 Neuerkrankungen jährlich. Primäre Tumoren des Gehirns sind häufiger als primäre Tumoren des Rückenmarks. Männer erkranken öfter an einem Hirntumor als Frauen. Allerdings gibt es bestimmte Tumorarten, die bei Frauen häufiger vorkommen. Die Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen entwickelt am häufigsten einen Hirntumor.

Schon gewusst?

Die Mehrzahl von Tumor ist laut Duden nicht “Tumore”, sondern “Tumoren”.

Verschiedene Arten von Hirntumoren

Hirntumor
Computertomografie (CT) eines Gehirntumors.

Experten unterscheiden mehrere Arten von Hirntumoren. Unterscheidungskriterium ist das Gewebe, in dem die Geschwülste entstanden sind. Häufig entstehen Hirntumore in den Stützzellen des Gehirns, den sogenannten Gliazellen. Diese Tumorarten werden als Gliome bezeichnet. Dazu zählen Astrozytome, Oligoendrogliome und Ependymome. Bösartige Formen der Astrozytome nennt man Glioblastome.

Außerdem können Tumoren von folgenden Zellstrukturen ausgehen:

  • Hirnhaut (Tumorbezeichnung Meningeome)
  • Hirnanhangdrüse (Tumorbezeichnung Hypophysentumore)
  • Hirnnerv (Tumorbezeichnung Neurinome)

Eine besondere Form der Gehirntumoren sind primäre Lymphome des Zentralnervensystems. Sie entstehen aus Immunzellen, d. h. weißen Blutzellen, die sich außerhalb des Gehirns befinden: in Milz, Lymphknoten und im Blut.

Neben diesen primäre Tumoren, die im Gehirngewebe entstehen, gibt es auch die Hirnmetastasen. Hierbei handelt es sich um Tochtergeschwülste von Krebsarten, die ihren Ursprung in anderen Organen des Körpers haben. Krebserkrankungen wie Hautkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs oder Nierenkrebs siedeln sich häufig in Form von Metastasen im Gehirn an.

Hirntumoren werden entsprechend ihres Wachstumsverhaltens und ihrer Bösartigkeit in verschiedene Grade eingeteilt:

  • Grad I (gutartiger Tumor): wächst sehr langsam und unterscheidet sich kaum von den Gewebezellen
  • Grad II (noch gutartiger Tumor): wächst langsam, doch die Entwicklung zu einem aggressiven Tumor ist möglich
  • Grad III (bereits bösartig): wächst schnell
  • Grad IV (bösartig): wächst sehr schnell, schlechte Prognose

Hirntumoren bei Kindern

Krebs ist im Allgemeinen bei Kindern eher selten. Hirntumoren sind nach Leukämie jedoch die zweithäufigste Krebsform bei Kindern unter 15 Jahren. In Deutschland erkranken jährlich 400 Kinder an einem Hirntumor.

Die am häufigsten vorkommenden Hirntumoren bei Kindern sind Astrozytome. 40 % aller diagnostizierten Hirntumore gehören in diese Gruppe. Sie werden vorwiegend bei Kindern von 5 bis 9 Jahren festgestellt. Bei Astrozytomen steigt der Gehirndruck. Dies äußert sich durch Kopfschmerzen, Erbrechen, Seh- und Gehschwierigkeiten.

Seltener entwickeln sich Medulloblastome. Sie machen etwa 20 % der Hirntumoren bei Kindern aus. Medulloblastome entstehen im Kleinhirn und wachsen sehr schnell. Sie können bereits bei Säuglingen oder auch im Jugendalter auftreten. Vorwiegend kommen sie bei Kindern vor, die 3 und 4 oder 8 bis 10 Jahre alt sind. Neben Doppeltsehen, Kopfschmerzen und Erbrechen haben Kinder mit Medulloblastome Gleichgewichtsprobleme.

Jeder 10. Hirntumor bei Kindern gehört zu den Ependymomen. Die Kinder sind meist unter 8 Jahren, wenn sie die Diagnose erhalten. Kennzeichnend sind Teilnahmslosigkeit, Erbrechen und Gleichgewichtsprobleme.

Die Heilungschancen liegen laut Prof. Dr. Stefan Rutkowski des Universitätskrankenhaus Eppendorf bei 60 bis 70 %.

Ursachen und Risikofaktoren für Hirntumoren

Die Ursachen für die Entstehung von Gehirntumoren werden noch erforscht. Die Wissenschaftler untersuchen, in welchem Maß die nachfolgenden Faktoren Hirntumoren verursachen oder begünstigen:

  • Genetische Ursachen: Bei einigen, seltenen Erbkrankheiten besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Hirntumoren. Neurofibromatose zählt dazu. Die Erbkrankheit zeigt sich durch Nerventumoren.
  • Strahlentherapie: Gerade im Kindesalter kann eine solche Behandlungsmethode, die z. B. gegen Leukämie eingesetzt wird, die Entstehung von (Hirn-)Tumoren begünstigen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter scheint auch die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch einer Krebserkrankung zu steigen. Dies begünstigt ebenfalls die Ausbildung von Hirntumoren.

Ob elektromagnetische Wellen durch den Mobilfunk oder Umweltgifte auch Ursache für Geschwulste im Zentralnervensystem infrage kommen, ist noch nicht eindeutig geklärt.

Symptome bei einem Hirntumor

Herzschwäche - Körper wenig belastbar
Schwindel, Gleichgewichts- und Sehstörungen können ein Anzeichen für einen Hirntumor sein.

Gutartige Hirntumoren wachsen oft langsam. Die Symptome, die sich dadurch zeigen, sind vieldeutig:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühle
  • starke Müdigkeit
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen
  • Sprachstörungen
  • Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen
  • Muskelkrämpfe

Diese Beschwerden lassen sich vielen Krankheitsbildern zuordnen. Die wachsende Geschwulst wird deshalb oftmals nicht sofort erkannt.

Bösartige Tumoren wachsen meist wesentlich schneller. Entsprechend anders zeigen sich die Auswirkungen. Der Tumor nimmt Platz ein, der Druck in der Schädelhöhle wird größer. Hier treten auf:

Diagnose von Hirntumoren

Patientengespräch
Die Ärztin wertet das CT mit ihrem Patienten aus. Bildquelle: fotostorm -Getty Images Signature (Canva.com)

Ein spezielles Verfahren zur Frühbestimmung von Hirntumoren gibt es noch nicht. Der Arzt stellt seine Diagnose nach der Patientenbefragung, der Krankheitsgeschichte und einer körperlichen Untersuchung.

Besonders wichtige Methoden sind dafür bildgebende Untersuchungen, wie Magnetresonanztomografie (MRT) bzw. Computertomografie (CT). Zusätzlich kann die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) oder eine Messung der Hirnströme aufschlussreich für die Diagnose eines Hirntumors sein.

Behandlung von Hirntumoren

Operation
Ärzte entfernen den Hirntumor, sofern er günstig liegt, operativ.
Bildquelle: kupicoo – Getty Images Signature (Canva.com)

Zur Behandlung eines Hirntumors kommen 3 Möglichkeiten infrage:

  • Operation
  • Bestrahlung
  • Chemotherapie

Für jede Behandlungsmethode gibt es Vor- und Nachteile, über die der Patient ausführlich informiert werden muss.

Gutartige Tumoren entfernen Ärzte mittels Operation. Bösartige Tumoren oder Tumoren mit bestehendem Rückfallrisiko werden dagegen häufiger mit Bestrahlung oder – in Kombination – mit Chemotherapie zerstört. Eine psychosoziale Betreuung von Patient und Angehörigen begleitet die Behandlung.

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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und ersetzt keine Diagnose oder einen Arztbesuch.

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Stand vom: 25.05.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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