Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Wenn das Herz schwächelt

Bei einer Herzschwäche ist der Herzmuskel nicht mehr fähig, genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Die verringerte Durchblutung des Körpers führt zu einem Kreislaufversagen. 

Ursachen von Herzschwäche

Herzinsuffizienz ist die krankhafte Unfähigkeit des Herzmuskels, ohne Druckanstieg die vom Körper benötigte Blutmenge in den Herzvorhöfen zu transportieren. Der menschliche Organismus wird nicht mit ausreichend Blut und somit Sauerstoff versorgt.

Synonyme: Herzschwäche | Herzmuskelschwäche | Myokard-Insuffizienz

Herzinsuffizienz tritt vor allem im Alter auf. Ursächlich dafür ist hauptsächlich die Koronare Herzkrankheit, eine Verkalkung der Herzkranzgefäße. Kommt permanenter Bluthochdruck hinzu, bedeutet dies für das Herz eine abnorme Anstrengung. Die Pumpleistung des Herzens lässt mit der Zeit nach.

Weitere Ursachen sind:

Formen der Herzschwäche

Ärzte unterscheiden die Herzmuskelschwäche in systolische und diastolische Herzinsuffizienz sowie in Linksherzinsuffizienz und Rechtsherzinsuffizienz. Sie kann akut auftreten oder chronisch werden.

Systolische und diastolische Herzinsuffizienz

Blutdruck messen
Hoher Blutdruck verursacht distolische Herzinsuffzienz.
Bild: pixabay

Bei einer systolischen Herzmuskelschwäche ist die Pumpfunktion und Auswurfleistung des linken Ventrikels vermindert. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer reduzierten Ejektionsfraktion. Für diese Störung ist meist eine koronare Herzerkrankung ursächlich.

Wenn die Pumpfunktion und die Auswurfleistung des Herzmuskels sich normal verhalten, aber die Füllung des Herzens gestört ist, sprechen Ärzte von der diastolischen Herzinsuffizienz. Ursächlich ist oft eine vergrößerte linke Hauptkammer aufgrund eines langjährigen Bluthochdrucks.

Linksherzinsuffizienz und Rechtsherzinsuffizienz

Bei einer Linksherzinsuffizienz arbeitet die linke Herzhälfte nicht gut genug und das Blut bzw. Gewebewasser staut sich in der Lunge (Lungenödem). In diesen Fällen spricht man von einer Stauungslunge. Der Betroffene leidet unter:

  • verminderter Belastbarkeit
  • Erschöpfung, Unruhe und kaltem Schweiß
  • Atemnot (Dyspnoe) bzw. beschleunigter Atmung (Tachypnoe)
  • Rasselgeräusche in der Lunge (Asthma cardiale)
  • Husten

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz liegt die Ursache in der Lunge und ist nicht durch eine Fehlfunktion des Herzens verursacht. In der Lunge herrscht ein zu hoher Blutdruck (pulmonale Hypertonie) und die rechte Herzkammer muss verstärkt gegen den Druck pumpen. Das führt zu:

  • einer Überlastung des Herzens
  • Verdickung der Wandmuskulatur der rechten Herzkammer
  • Blutstau in den Körperkreislauf

Die Folge ist eine Rechtsherzinsuffizienz mit Wasseransammlungen. Die Ödeme kommen beispielsweise in der Leber, der Bauchhöhle oder in den Beinen vor. Die angeschwollenen Bauchorgane arbeiten nicht mehr einwandfrei. Der Bauchumfang vergrößert sich. Die Schwellung in den Beinen führt zum Austrocknen der Haut, da der Druck im Gewebe zu groß ist. Dies kann das Entstehen von Ekzemen, sogenannten Stauungsekzemen, zur Folge haben. Diese entwickeln sich zu Wunden wie Schienbeingeschwüren weiter. Solche Wunden heilen schlecht. Denn durch die ungenügende Blutversorgung kommt es häufig zu Entzündungen.

Ebenso können die Genitalien und das Gesäß betroffen sein, sich die Halsvenen prall füllen (Halsvenenstauung) oder die Magenvenen eine Stauung erleiden. Die Magenschleimhaut entzündet sich und es kommt zu einer sogenannten Stauungsgastritis mit Appetitlosigkeit und Völlegefühl. Betroffene müssen häufig nachts auf Toilette, da die Ödeme ausschwemmen.

Bei einer globalen Herzinsuffizienz zeigen sich sowohl Symptome der Links- als auch der Rechtsherzinsuffizienz. Die Pumpfunktion beider Herzkammern ist eingeschränkt.

Akute und chronische Herzinsuffizienz

Die akute Herzinsuffizienz tritt plötzlich auf, so z. B. infolge eines Herzinfarkts. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich im Laufe von Monaten bis Jahren.

Stadien von Herzinsuffizienz

Die Experten der New York Heart Association unterteilen in der sogenannten NYHA-Klassifikation Herzinsuffizienz in 4 Stadien:

StadiumBeschreibung
Ikeine Beschwerden, normale Belastbarkeit
IIBeschwerden bei normaler körperlicher Belastung
IIIBeschwerden schon bei leichter körperlicher Belastung
IVBeschwerden in Ruhe, Verschlechterung schon bei geringster körperlicher Belastung

.

Körpereigene Ausgleichmechanismen bei Herzinsuffizienz

Bei einer beginnenden Herzinsuffizienz setzt der menschliche Körper verschiedene Ausgleichsmechanismen in Bewegung. Die Pumpleistung des Herzmuskels bleibt deshalb trotz der Herzschwäche zeitweise aufrechterhalten, sodass die Organe genügend mit Blut versorgt werden.

Renin-Angiotensin-Aldosteron-System

Eine Möglichkeit ist die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), welches dafür sorgt, dass:

  • die Niere weniger Wasser und Natrium absondert
  • das Blutvolumen zunimmt
  • das Herz sich besser mit Blut füllt

Ferner verengen sich die Adern, wodurch der arterielle Blutdruck steigt. Die vermehrte Blutfüllung des Herzens bewirkt wiederum, dass sich der Herzmuskel vor dem Zusammenziehen verstärkt dehnt. Somit erhöht sich die Kontraktionskraft. Das ist die Fähigkeit des Herzmuskels, sich gegen einen Widerstand zusammenzuziehen.

Auf Zeit steigt die pro Herzschlag ausgeworfene Blutmenge an. Aber auf längere Sicht gesehen, führt die stärkere Füllung des Herzens zu einer Erweiterung der Herzhöhlen und einer Überdehnung der Herzklappen, die sich dann nicht mehr reibungslos öffnen und schließen. Die Folge ist das Wiederabnehmen der Pumpleistung des Herzens.

Aktivierung des sympathischen Nervensystems

Eine andere Möglichkeit des Körpers ist die Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Der Körper schüttet in diesem Fall vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin aus. Beide Hormone erhöhen temporär die Herzfrequenz und dadurch die Pumpleistung des Herzens. Der Zustand darf allerdings nicht längere Zeit anhalten, da dann die Andockstellen der Herzzellen gegenüber den Stresshormonen weniger empfindlich werden, sodass ihre Wirkung nachlässt.

Vergrößerung der Herzmuskelfaser

Ein dritter Ausgleichsmechanismus gegen Herzschwäche ist die Vergrößerung der Herzmuskelfasern im weiteren Verlauf einer sich entwickelnden Herzinsuffizienz. Dadurch befördert der Körper mehr Blut pro Herzschlag. Die vergrößerten Herzmuskelfasern brauchen aber mehr Sauerstoff. Das hat zur Folge, dass die Durchblutung ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht ausreicht.

Behandlung von Herzinsuffizienz

Allgemeine Maßnahmen bei einer Herzschwäche sind:

  • wenig körperliche Anstrengung
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
  • Einhalten eines Normalgewichts

Leidet der Patient an Übergewicht, ist eine dauerhafte Gewichtsreduktion streng vonnöten.

Unsere Lesetipps zur Reduktion von Übergewicht: Gesund abnehmen | Gesund ernähren | Yoga

Diverse Nahrungsergänzungsmittel können beim Abnehmen helfen.

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Bei Wassereinlagerungen (Ödemen) ist die Durchführung einer kochsalzarmen Diät angeraten. Nehmen Sie maximal 3 g Salz pro Tag auf und halten Sie eine vorgegebene Trinkmenge ein (Bilanzierung). In schweren Fällen ist Bettruhe mit erhöhtem Oberkörper, was das Atmen erleichtert, und Inhalieren von Sauerstoff zu empfehlen.

Medikamente bei Herzinsuffizienz

Arzneimittel
Dem Arzt stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsmethoden zur Auswahl.

Neben diesen Allgemeinmaßnahmen sind bei einer Herzinsuffizienz Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und entwässernde Medikamente (Diuretika) bei der Therapie unerlässlich.

ACE-Hemmer haben Enalapril und Lisinopril als Wirkstoffe. Sie gelten als Basismedikamente gegen eine Herzschwäche. Das liegt daran, dass sie langfristig Atemnot und das Risiko für Herzinfarkte, krankhafte Herzvergrößerungen (Hypertophie), Vorhofflimmern und Schlaganfälle senken. Vertragen Patienten mit Herzinsuffizienz keine ACE-Hemmer oder bestehen Gegenanzeigen, verschreibt der Arzt alternativ einen Angiotensin-II-Rezeptorblocker auf Rezept.

Betablocker mit Wirkstoffen wie Bisoprolol, Carvedilol,  Metoprolol hemmen die Ausschüttung von Stresshormonen. Sie senken die Herzfrequenz sowie den Widerstand in den Arterien. Die Kontraktionskraft des Herzmuskels erhöht sich. Die Gefahr akuten Pumpversagens oder plötzlichen Herztods verringert sich.

Die Ausscheidung von Wasser und Natrium durch die Nieren fördern sogenannte Diuretika. Ödeme schwemmen Sie mit der Einnahme von diesen entwässernden Präparaten schnell aus. Die Lungenstauung verringert sich. Das Atmen fällt leichter.

Bei schweren Formen der Herzinsuffizienz verschreibt der Arzt zusätzlich den Wirkstoff Spironolacton, einen Aldosteron-Antagonisten. Präparate, die Digitalis (Fingerhut) enthalten, erhöhen die Kontraktionskraft und das Schlagvolumen des Herzmuskels. Sie kommen mitunter begleitend zu anderen Präparaten zum Einsatz.

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Operationen

Mitunter sind bei einer Herzinsuffizienz Operationen sinnvoll, so bei schweren Herzrhythmusstörungen. Ärzte setzen in diesen Fällen einen Herzschrittmacher ein und kombinieren diesen mit einem Defibrillator. Der Herzschrittmacher gibt dabei leichte Stromimpulse an den Herzmuskel ab und regt ihn so zum Pumpen an. Der integrierte Defibrillator gibt einen stärkeren Stromstoß ab und reguliert dadurch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen.

Wenn das Herz sehr stark geschädigt ist, bleibt bei einer Herzinsuffizienz manchmal eine Herztransplantation als letzte Therapie-Option. Entweder erhalten die Betroffenen ein Spenderherz oder ein Kunstherz – ein Unterstützungssystem, das ihre Herzfunktion übernimmt.


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Stand vom: 14.09.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

Bildquelle Cover: seb_ra – Getty Images Pro (Canva.com)

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