Gicht

Stoffwechselerkrankung mit erhöhter Harnsäure im Blut

Gicht ist oft erblich bedingt oder wird durch bestimmte Krankheiten ausgelöst. Eine falsche Ernährung und ein hoher Alkoholkonsum begünstigen den Ausbruch der Erkrankung.

Gicht: Ablagerung von Harnsäurekristallen

Die Gicht (Urikopathie) ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der im Blut zu viel Harnsäure vorkommt. Diese lagert sich im Körper an diversen Stellen ab. Durch die Ablagerung an Gelenken, Schleimbeuteln und Sehnen kommt es zu schmerzhaften Gelenkentzündungen, gelenknaher Knochenresorption und Knorpelveränderungen. Fachkräfte sprechen in diesem Zusammenhang häufig von Arthritis urica (Gicht-Arthritis).

Auch innere Organe sind mitunter von Gicht betroffen. Eine langfristige Schädigung erleidet hierbei oft das Ausscheideorgan, die Niere. Die Gicht führt in diesen Fällen zur Niereninsuffizienz. Im Gegensatz zu den sehr schmerzhaften Gelenkveränderungen geschieht dies schmerzfrei.

Ursachen des erhöhten Harnsäurespiegels

Je nach Ursache unterscheiden wir zwei Formen der Gicht:

  • Primäre Gicht: Bildet der Körper mehr Harnsäure als er ausscheidet, sammelt sich Harnsäure im Körper an (sog. positive Harnsäurebilanz).
  • Sekundäre Gicht: Sterben aufgrund von diversen Erkrankungen wie beispielsweise Leukämie eine Vielzahl an körpereigenen Zellen ab, wird vermehrt Harnsäure freigesetzt. Diese Form der Gicht tritt auch ein, wenn die Harnsäure-Ausscheidung durch eine Krankheit, wie z. B. bei der Niereninsuffizienz, blockiert wird.

Neben diversen Krankheiten, die Gicht auslösen, führen auch erbliche Ursachen dazu, dass der Körper entweder zu wenig Harnsäure ausscheidet oder zu viel Harnsäure bildet. In beiden Fällen erhöht sich der Harnsäurespiegel im Blut (Hyperurikämie).

Wenn Kinder von Gicht betroffen sind, produziert der Körper meist zu viel Harnsäure. Es liegt dann das sogenannte Lesch-Nyhan-Syndrom vor.

Auch eine falsche Ernährung spielt bei der Entstehung von Gicht eine große Rolle. Nimmt der Körper zu viele Purine auf, wirkt das für eine Gicht begünstigend. Denn unser Organismus stellt aus Purinen Harnsäure her. Purine sind vor allem im Fleisch und in Innereien vorhanden. Wer erblich vorbelastet ist und regelmäßig viel Fleisch isst, erhöht allmählich den Harnsäurespiegel und fördert somit die Gicht. Auch ein zu hoher Konsum an Alkohol bis hin zu Alkoholsucht ist Gicht-auslösend.

Symptome und Beschwerden bei Gicht

Gicht
Bei Gicht in einem sehr fortgeschrittenem Stadium zeigen sich sogenannte Gichtknoten.
Bild: Doucefleur – Getty Images (Canva)

Die Gicht verläuft in Schüben und kennt Gichtanfälle sowie Phasen ohne Beschwerden.

Asymptomische Phase

Die asymptomatische Phase der Gicht kann Jahre bis Jahrzehnte andauern. Sie ist durch das Ansteigen des Harnsäurespiegels im Blut geprägt.

Akuter Gichtanfall

Wenn die Harnsäurekonzentration einen kritischen Wert erreicht, zeigt sich der Befall des Gelenks anfallartig durch:

  • Schmerzen
  • Rötung
  • Anschwellen
  • Überwärmung

Tritt ein akuter Gichtanfall zum ersten Mal auf, ist meist das Grundgelenk einer Großzehe betroffen. Die an Gicht Leidenden können nur noch auf der Ferse auftreten und zeigen einen typischen humpelnd-hüpfenden Gang. Im Frühstadium der Gicht ist ein Gichtanfall auf 4 bis 8 Tage begrenzt. Die Symptome verschwinden von selbst.

Interkritische Phase

Nachdem ein akuter Gichtanfall abgeklungen ist, folgt oft eine Monate bis Jahre andauernde Zeit ohne Anzeichen für Gicht. Gicht-Betroffene befinden sich dann in der interkritischen Phase.

Chronische Gicht

Nur bei nicht frühzeitig festgestellter oder unzureichend behandelter Gicht entwickeln sich Symptome, die dauerhaft bestehen. Eine solche chronische Gicht ist eher selten. Charakteristische Symptome sind:

  • vehemente Schmerzen
  • bleibende Gelenkveränderungen, die die Funktion des Gelenks beeinträchtigen (Gicht-Arthritis)
  • Gichtknoten (Gichttophi)

Gichtknoten sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen an den Ansätzen der Sehnen in unmittelbarer Nachbarschaft eines Gelenks. Diese harten, schmerzlosen Knötchen sind maximal einen Zentimeter groß und liegen unter der Haut. Brechen die Gichtknoten auf, entleert sich die Harnsäure als eine weiße Masse. Mitunter bilden sich solche Gichtknoten außerhalb eines Gelenks. Dann erscheinen sie am Rand des Ohrknorpels, an Augenlidern oder Nasenflügeln.

Gicht behandeln: Die initiale Therapie

Bier
Gicht-Patient:innen sollten auf Alkohol verzichten.

Gicht müssen Sie, auch wenn Sie sich schmerzfrei fühlen, therapieren. Sonst riskieren Sie auf Dauer die Gelenke und auch inneren Organe zu schädigen.

Dabei muss der erhöhte Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) gesenkt und die Schmerzen gelindert werden. Zunächst behandelt das medizinische Personal den akuten Gichtanfall (initiale Therapie). Später ergreift es dauerhafte Maßnahmen. Zu diesen zählt auch eine Ernährungsumstellung.

Bei der initialen Therapie werden entzündungshemmende kortisolfreie, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder/und entzündungshemmende und schmerzlindernde kortisolhaltige (steroidale) Glukokortikoide wie Prednisolon verabreicht.

Die entzündeten Gelenke sollten zudem mit Umschlägen gekühlt und ruhig gelagert werden. Gicht-Patient:innen sollten des Weiteren auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, aber auf Alkohol verzichten.

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Gicht behandeln: Die Gicht-Dauertherapie

Die Gicht-Dauertherapie soll weitere Gichtanfälle verhindern und einen dauerhaften Verlauf (chronische Gicht) vermeiden. Dazu ist es nötig, den erhöhten Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) zu senken und zu stabilisieren.

Ernährungsumstellung als Bestandteil der Gicht-Therapie

Milch und Milchprodukte
Milch und Milchprodukte sind im Gegensatz zu Fleisch für Gicht-Patienten in Ordnung.
Bild: Baibaz (Canva.com)

Die richtige Ernährung bildet die Basis einer erfolgreichen Behandlung von Gicht. Maßnahmen sind:

  • Ein gemäßigter Abbau von Übergewicht: Dabei bietet der Body-Mass-Index eine gute Orientierung. Dieser sollte unter 25 liegen. Allein durch diese Maßnahme sinkt der Anteil von Harnsäure im Blut.
  • Eine Reduktion des Fettanteils in der Nahrung: Da Fett die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren hemmt und somit den Harnsäurespiegel im Blut erhöht, sollten nicht mehr als 30 % der zugeführten Nahrung fetthaltig sein.
  • Vermeiden von purinhaltiger Nahrung: Neben Fleisch und Innereien, haben bestimmte Fischsorten ebenfalls hohe Purinwerte. Rinderfilet, Schweineschnitzel, Kalbslende, Brathähnchen, Kalbsleber, Schweineniere, Salami, Forelle, Hering, Schellfisch und Sardellen sollten nicht mehr zum Speiseplan gehören. Aber auch grüne Erbsen und Anchovis sind purinreich. Nach neusten Erkenntnissen sind mit Fruktose gesüßte Softdrinks ebenfalls für Gicht-Patienten tabu. Purinarm oder purinfrei sind hingegen Nudeln aus Hartweizengrieß, Reis, Haferflocken, Mischbrot, Kartoffeln, Möhren, Blumenkohl, Äpfel, Bananen, Milchprodukte und Eier.
  • Auf Alkohol verzichten: Alkohol lässt die Harnsäurekonzentration im Blut ansteigen. Vor allem Alkoholexzesse und dauerhafter Alkoholkonsum sind ungünstig, da sie bei Gicht einen erneuten Gichtanfall auslösen können.
  • Viel Trinken: Mindestens 2 Liter pro Tag sollten Mineralwasser, ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee bzw. frisch gepresster Apfel- oder Orangensaft zu sich genommen werden. Aber auch der Verzehr von Kaffee, schwarzen Tee oder Kakao ist bei Gicht-Betroffenen unproblematisch.
Gicht

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Medikamente zur Behandlung von Gicht

Neben der Ernährungsumstellung kann das Verabreichen von Medikamenten auch während der dauerhaften Gicht-Therapie nötig sein. Dabei unterscheidet man:

  • Urikosurika, wie dem rezeptpflichtigen Benzbromaron, die eine vermehrte Ausscheidung der Harnsäure fördern
  • Urikostatika, wie dem verschreibungspflichtigen Allopurino, die die Bildung der Harnsäure hemmen

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Stand vom: 02.01.2023

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