Anorexia athletica

Die Magersucht bei Sportlern

Die als Magersucht bekannte Anorexia nervosa kennt jeder, aber was ist eine Anorexia athletica? Diese Störung des Essverhaltens kommt bei Sportlerinnen und Sportlern insbesondere im Hochleistungssport vor. Betroffene sind stark untergewichtig und mangelernährt.

Eigentlich soll die Gewichtsabnahme die sportlichen Leistungen verbessern – das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Anorexia athletica: Störung des Essverhaltens bei Sportlerinnen und Sportlern

Anorexia” ist die medizinische Bezeichnung für Magersucht. Die Begrifflichkeit kommt aus dem Griechischen. “Anorektein” bedeutet dabei so viel wie “ohne Appetit sein”. Der Zusatz “athletica” grenzt diese Form der Magersucht auf die spezielle Personengruppe der Sportler und Sportlerinnen ein.

Häufig ist die Anorexia athletica auch mit einer generalisierten Sportsucht und mit anderen Zwängen und Süchten verbunden. Die von Anorexia athletica Betroffenen versuchen, dem Idealbild des schlanken Sportlers oder der schlanken Sportlerin zu entsprechen und schießen sozusagen weit über das Ziel hinaus. Sie entwickeln eine Störung des Essverhaltens.

Schon gewusst?

Auch die Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) kommt als Sonderform (Exercise Bulimia) bei Sportler:innen vor. Sie dient ebenfalls der Gewichtsabnahme. Die betroffenen Athleten und Athletinnen haben immer wiederkehrende Heißhungerattacken. In einem Fressanfall essen sie unkontrolliert viel zu große Mengen, die im Anschluss wieder ausgebrochen werden.

Die betroffenen Leistungs- und Hochleistungssportler:innen versuchen durch strikte Reduktionsdiäten das Körpergewicht zu reduzieren. Häufige Maßnahmen sind Crash-Diäten wie Fasten, exzessives Training, Entwässerung durch Diuretika oder eine streng salzarme Kost, etwa Reis-Tage. Über längere Zeit kommt es zu massiven Nebenwirkungen und psychischen Veränderungen.

Sportarten bei denen Magersucht häufig ist

Reitsport
Auch beim Reitsport ist die Gefahr groß, eine Anorexia athletica zu entwickeln. Denn je weniger das Pferd an Gewicht tragen muss, umso bessere Leistungen kann es erbringen.

Manche Sportarten scheinen die Entwicklung einer Anorexia athletica oder einer Exercise Bulimia zu fördern. Dazu gehören Sportarten, in denen das Gewicht die Leistung bestimmt wie Skispringen, Hochsprung oder Klettern und:

  • Sportarten mit einem hohen ästhetischen Anspruch: Eiskunstlauf, Sportgymnastik, Turnen, Tanzen, Synchronschwimmen, Turmspringen, Ballett
  • Ausdauersportarten: Langstreckenlauf wie Marathon, Triathlon
  • Gewichtsklassensportarten: Boxen, Ringen, Rudern, Pferderennsport

Die Anorexia athletica kommt bei Frauen und Männern vor. Der Frauenanteil überwiegt jedoch.

Exkurs: Bekannte Profisportler mit Anorexia athletica

In Deutschland ist die Anorexia athletica insbesondere durch den Skispringer Sven Hannawald bekannt geworden. Er hatte sich zwecks besserer Leistungen auf 61 Kilogramm heruntergehungert. Für einen 1,85 Meter großen Mann ist das zu wenig. 2004 beendete er seine Karriere und sprach offen über die Probleme im Profisport: Druck, Erschöpfung, permanente Hungerkuren, Burnout.

Während Hannawald nach dem Ausstieg wieder an Gewicht zunahm, gelang nicht allen Sportlern der Absprung. Der deutsche Ruderer Bahne Rabe starb 2001 mit nur 37 Jahren an einer Lungenentzündung, die er aufgrund seines geschwächten Körpers nicht überstand.

Symptome bei Anorexia athletica

Basketballerinnen
Insbesondere junge Sportlerinnen sind gefährdet.

Ein auffälliges Essverhalten, starker Gewichtsverlust und der Zwang, zu trainieren, sind Anzeichen für eine Anorexia athletica. Die starke Gewichtsabnahme wird mithilfe einer strikten Diät, exzessiven Trainings oder übermäßigem Entwässern erreicht.

Häufig sind bereits sehr junge Sportler:innen betroffen. Insbesondere in ästhetisch-kompositorischen Sportarten wie der Rhythmischen Sportgymnastik setzen sich junge Athlet:innen der Gefahr, eine Magersucht zu entwickeln, aus. Hier kommen nicht nur die eigene Verunsicherung in Bezug auf die körperlichen Veränderungen in der Pubertät, sondern auch die Erwartungen der ehrgeizigen Angehörigen, der Trainer:innen und der Fans hinzu.

Durch eine permanent hohe Trainingsbelastung bei unzureichender Energiezufuhr kommt es zu einem verzögerten Wachstum sowie einer verzögerten Pubertät mit einer spät einsetzenden Regelblutung und Zyklusstörungen bei den Mädchen. Nicht nur die Geschlechtsentwicklung ist gestört, auch die Knochenbildung. Jungen erreichen oft ihre Zielgröße nicht. Es kommt zu einem verzögerndem Wachstum bis hin zu einem Wachstumsstopp. Die Gefahr, an einer Osteoporose zu erkranken, ist hoch und Bandverletzungen treten häufiger ein. Daneben sorgt der Mangel an Nährstoffen aufgrund der permanent zu niedrigen Nahrungsaufnahme nicht nur für brüchige Knochen, sondern auch für ein schlechtes Hautbild, brüchige Haare und Nägel. Es kann sogar zum Haarausfall kommen.

Schließlich werden Betroffene leichter krank, fühlen sich unausgeglichen und kraftlos. Die Leistung sinkt, statt sich zu steigern. Aus der zunächst kontrollierten Gewichtsabnahme, kann sich ein Suchtverhalten entwickeln.

Etwa 10–15 % aller an Magersucht Erkrankten sterben: 41 % der Betroffenen an Infektionen, 25 % an Herz-Kreislauf-Problemen und 17 % an Selbstmord.

Symptome auf einen Blick

– Gewichtsverlust
– Zyklusstörungen bei Frauen
– Körperschemastörung
– Angst vor Fettleibigkeit
– Nahrungsrestriktion mit unter 1200 kcal am Tag
– Abführverhalten
– Zwanghaftigkeit zu körperlicher Betätigung
– Abwehrschwäche
– Muskelschwäche

Diagnose von Magersucht bei Sportler:innen

Die Diagnosestellung ist bei Anorexia athletica oftmals schwierig. Sie kann nicht allein anhand des Gewichts oder des Body-Maß-Index (BMI) festgemacht werden. In jedem Falle kommt es bei Anorexia athletica zu einer deutlichen Gewichtsabnahme und ein zu niedriges Gewicht bei den betroffenen Sportler:innen. Durch regelmäßige Gewichtskontrollen und Messung des Körperfettgehalts kann man erste Anzeichen gewinnen. Stressfrakturen sind Anzeichen für eine Osteoporose. Psychologische Testverfahren wie der Eating Attitude Test oder der Eating Disorder Iventory bringen Gewissheit.

Therapie der Magersucht bei Sportler:innen

Anorexia athletica ist dauerhaft sicher nicht mit einer erfolgreichen Sportler-Karriere vereinbar. Diese Krankheit kann nur durch eine spezielle Therapie behandelt werden. Dazu gehört insbesondere die psychologische Therapie durch qualifizierte Psychotherapeut:innen. Zudem ist eine Ernährungstherapie erforderlich, um die Mangelernährung und das Untergewicht auszugleichen. Bei extremem Untergewicht (BMI < 16,0) muss in der Regel auch eine zusätzliche Ernährung über sogenannte Astronautenkost erfolgen. Dabei handelt es sich um Aufbaunahrung, die bei Mangelernährung verabreicht wird.

Unsere Produkttipps:  Fresubin® Energy Drink VanilleFortimel Compact 2,4 ErdbeergeschmackPalenum Vanille Pulver  |  NutrinDrink MultiFibre Schokoladengeschmack

Zudem ist eine diätetische Beratung durch qualifizierte Diätassistent:innen und Ernährungswissenschaftler:innen sinnvoll. Die Betroffenen müssen ein normales Essverhalten wieder erlernen.

Mehr zum Thema Magersucht: Anorexia mentalis

Magersucht bei Sportler:innen vorbeugen

Wichtig ist, über die Erkrankung zu informieren. Wenn Eltern, Sport-treibende Personen und Trainer:innen frühzeitig Warnsignale wahrnehmen, können sie gegensteuern. Treten folgenden Anzeichen gehäuft auf, sollten Sie reagieren:

  • zwanghafte Beschäftigung mit Essen, Kalorien und Gewicht
  • ständiges Trinken von Mineralwasser
  • zu geringe Nahrungsaufnahme und Hemmungen, vor anderen zu essen
  • sich selbst herabwürdigende Äußerungen nach den Mahlzeiten
  • Besorgnis, zu dick zu sein
  • zunehmende Kritik am eigenen Körper
  • zwanghaftes und übermäßiges Sporttreiben über das normale Maß des Trainingsprogramms hinaus
  • figurversteckende Kleidung
  • Stimmungsschwankungen
  • Besorgnisäußerungen über das Essverhalten anderer

Unsere Seiten dienen lediglich Ihrer Information und ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch ärztliches Personal.

Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen können sich mitunter Fehler in unsere Texte schleichen. Helfen Sie uns, besser zu werden. Hinweise senden Sie an: redaktion@medikamente-per-klick.de.

Stand vom: 04.01.2023

Visits: 25334